Eine Welt aus Gauklern, Gaunern und Landstreichern
| Laurentius Hospiz
"Ich bin Franzose – was mir gar nicht passt!" Von einer Sekunde auf die andere ändert sich in der Stimme von Oliver Geweke fast alles. Sie ist laut, klar, und durchdringt jeden Zuhörer im Raum. Mit den unmissverständlichen Worten zieht der Gitarrist von der Band "Das Francois Villon Projekt" die Besucher des Benefizkonzerts am Montagabend, 20. Oktober 2014, im Kulturhof Hude in die Welt aus Gaunern, Gauklern, Landstreichern und Vogelfreien.
Kahtarina Hagelweide-Geweke, Andreas Voige und Henning Feyen komplementieren die Musikgruppe. Vor gut einem Jahr haben sie sich zusammengeschlossen und Balladen des Landstreichers Francois Villon mit Gitarre, Bass, Querflöte und Schlagzeug untermalt. Für sie ist es der erste Auftritt vor einem kleinen aber sehr hingerissenen Publikum. Das Konzert zugunsten des Laurentius Hospizes fand im Rahmen der Woche der Diakonie statt.
Die Texte drehen sich um das Leben in Frankreich kurz nach dem Hundertjährigen Krieg. Obwohl Francois Villon schon mehr als 600 Jahre Tod ist, ist die Sprache gut verständlich. Ins Deutsche holte sie nämlich Paul Zech Anfang des 20. Jahrhunderts und Klaus Kinski vertonte sie vor ein paar Jahren eindrucksvoll. "Kinski hatte es so unglaublich dreckig vorgelesen. Das war wirklich beeindruckend", erzählt Oliver Geweke an der Eingangstür kurz vor dem Konzert. Die Gäste werden vom Gitarristen und Andreas Wagner-Neidig, dem Pflegedienstleiter des Laurentius Hospizes, persönlich begrüßt. Durch die Interpretation von Klaus Kinski sind die vier Musiker auch an Francois Villon gekommen.
Der französische Dichter zog im 15. Jahrhundert als Vagabund und Landstreicher durch die Gegend und wurde immer wieder aus seiner Stadt Paris verbannt. Genau davon handeln auch seine Texte. Die Musikergruppe singt Balladen von den drei Landstreichern oder auch der armen Louise, die sich zum Schluss das Leben im Fluss nimmt. Zwischendurch erzählt Oliver Geweke aus Villons Leben oder trägt voller Inbrunst die "Ballade von der Lästerzunge" vor. Die Geschichten sind düster, dreckig und manchmal erschreckend ehrlich; und scheinen auf den ersten Blick nicht zum Organisator des Konzerts, dem Laurentius Hospiz, zu passen.
Die Einrichtung möchte mit solchen Abenden aber auch kulturelle Veranstaltungen fördern und zeigen, dass das Hospiz mit seinem Träger, der mission:lebenshaus gGmbH, ein Ort ist, an dem Kontroverses zusammenpasst.